Guenter Posted November 25, 2022 Posted November 25, 2022 Meine kleine Erinnerung. Mir gegenüber verhielt er sich wie ein Gentleman, ein Vollprofi. Vor kurzem verstarb Phil Read, Weltmeister auf Yamaha Zweitakter und MV Agusta Viertaktern. Ich interviewte die Rennlegende 2003 auf dem MV Agusta Club Deutschland e.V. Jahrestreffen in Tübingen Mr. Read, Sie kamen 1972 zu MV Agusta. Wie schwer fiel es Ihnen der Anfang bei einem italienischen Team? Recht schwer. Es gab einige Schwierigkeiten bei der Eingewöhnung, und zwar auf beiden Seiten. Die Italiener dachten zunächst, da kommt so ein neuer Fahrer daher, ins sieggewohnte Team, der soll ja bloß Agostini beim Siegen unterstützen. Als Nummer 2 bist du in einer unglücklichen Rolle. Dabei war ich kein unbeschriebenes Blatt, hatte bereits 5 Weltmeistertitel errungen. Ich fühlte mich anfangs nicht entsprechend gewürdigt und gewann erst langsam das Vertrauen des Teams. Einem Rubens Barrichello geht es bei Ferrari ja ganz ähnlich. Wie schafften Sie es, aus der klassischen Helfer-Rolle auszubrechen? Ergebnisse, Ergebnisse, Ergebnisse. Wenn du gewinnst, und wenn du ständig gewinnst, kommt keiner an dir vorbei. Du mußt in jedem Rennen, in jedem Training, in jedem Test vorn liegen. Zunächst vor deinem Teamkollegen, der fährt ja die gleiche Maschine. Und dann vor allen anderen. Das ist mental ziemlich belastend. Anfangs glaubt ja keiner an dich, außer dir selbst. Du mußt es schaffen wollen. Im ersten Jahr auf der 500er waren Sie aber „nur“ Vizeweltmeister. Das war schon mehr, als mir manche zugetraut hatten. Schließlich hatte ich ja zuvor noch nie auf einer schweren 500er gesessen. Manche dachten, ich sei ein typischer 125er und 250er Fahrer. Aber dann lag ich 1973 in der WM vorn, und das Team begann an mich zu glauben. Wie machte sich das bemerkbar? Ich gab bei der Weiterentwicklung den Ton an. Wenn ich etwas Neues ausprobieren wollte, gab es keine Probleme, es wurde sofort probiert. Vielleicht stachelte ich das Team durch neue Ideen auch wieder an. Jahrelang hatte Agostini die Entwicklung vorgegeben, hatte keine Konkurrenz gehabt. Da wird man schnell etwas träge und betreibt business as usual. Sie kennen die Japaner im Rennsport und sie kennen die Italiener. Was unterscheiden sie sich? Als ich für Yamaha fuhr, waren sie neu im Rennsport. Es fehlte an Erfahrung, und jedes neue Team schlägt leicht Irrwege bei der Entwicklung ein. In so einem Fall muß der Fahrer viel Entwicklungsarbeit selbst leisten. Und muß in seinem Gefühl, seinem Urteil bei Testfahrten sehr sicher sein, um Ingenieure zu überzeugen. Da mußten sie sicher hartnäckige Arbeit leisten? Genau, aber am Ende setzten sich meine Entwicklungen durch. Zum Beispiel die Scheibenbremsen. Ich war auch derjenige, der Magnesium-Räder bei MV Agusta einführte. Und wie betreiben die Italiener den Rennsport? Das liegt ihnen im Blut. Sie atmen Rennsport, sie verstehen ihn grundlegend. Bei den Japanern hast du es oft genug mit Hochschulabgängern ohne praktischen Rennhintergrund zu tun. Die glauben nur ihrer Wissenschaft. Italienische Teams gehen viel leidenschaftlicher an die Arbeit, deshalb schlagen sie oft genug die japanischen Giganten. Selbst mit begrenztem Budget. Britische Fahrer wie Sie waren lange Zeit die besten. Warum heute nicht mehr? Es gibt auch heute viele Spitzenfahrer aus England, der diesjährige Superbike-Weltmeister Neil Hodgson zum Beispiel. Nur schaffen es britische Fahrer kaum mehr ins Grand Prix-Feld. Dazu braucht man heute nicht nur Talent, sondern Sponsorgelder. Und die sind in England knapp. Sie fließen in den Fußball oder die Formel 1, und viel zu selten in den Motorradsport. In Spanien und Italien ist das ganz anders, deshalb fahren so viele Südländer mit. Statistik Phil Read 1964 Weltmeister 250 cm3 (Yamaha) 1965 Weltmeister 250 cm3 (Yamaha) 1968 Doppel-Weltmeister 125 cm3 und 250 cm3 (Yamaha) 1971 Weltmeister 250 cm3 (Yamaha) 1972 Wechsel zu MV Agusta 1973 Weltmeister 500 cm3 (MV Agusta) 1974 Weltmeister 500 cm3 (MV Agusta) Tenno and Oldie 2 Quote
Tenno Posted November 25, 2022 Posted November 25, 2022 RIP Danke für das Interview Günter! Guenter 1 Quote
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